Der Jakobsweg erfreut sich jedes Jahr zunehmend an Wanderern. So haben sich auch mein Vater und ich dazu entschieden, diesen vorerst in Etappen abzulaufen. Bereits im Frühjahr 2017 sind wir von zu Hause (Wiesbaden) nach Ingelheim gewandert, wobei wir das erste Mal in Mainz mit dem Jakobsweg in Kontakt kamen. Dieser Weg ist ein Zubringer über Fulda, Mainz nach Trier. Im Herbst 2017 haben wir dann die zweite Tagestour angetreten und sind kapp 35 km von Ingelheim nach Rheinböllen gewandert. Dieser Weg hat uns dazu angeregt, auch mal mehrtägige Wanderungen – also Trekking – zu unternehmen. Deshalb berichten wir nun über die Strecke Rheinböllen-Trier, die wir in den Osterferien 2018, gewandert sind.
Rheinböllen-Trier
- Streckenlänge: ca.92 km
- Wo? : quer durch den Hunsrück
- Wie lange?: stramme 3-tägige Tour
- mittelschwer – anspruchsvoll
- Unterkünfte: direkt an der Strecke rar
Zum Spaß haben wir von Beginn unserer Tour an den Pfandfund gezählt und diesen auf den Tag/die gesamte Wanderung summiert. Daran sieht man, wie viele Menschen es noch gibt, die meinen, Ihren Müll in der Natur zu entsorgen. Ganz zu schweigen von den unzähligen Weinflaschen, Farbeimern, Müllsäcken, Reifen, Elektroschrott und weiterer Sondermüll.
Deshalb können wir nur immer wieder dazu aufrufen, eigenen Müll fachgerecht zu entsorgen!
Erster Tag
In Rheinböllen sind wir morgens um 8:23 Uhr gestartet. Zunächst ist die Strecke sehr gut ausgeschildert. Die konsequent aufgeklebten Jakobsmuscheln sind an jeder Abbiegung vorhanden. Somit war es uns auch ohne Hilfe des vorhandenen Kartenmaterials möglich auf dem richtigen Weg zu bleiben.
Auch abseits der Strecke Rheinböllen-Trier finden sich immer wieder interessante Details, die das Wandern abwechslungsreich gestalten. So auch ein alter Trabant, der schon etwas … sagen wir mal in die Jahre gekommen ist 😉
Gegen 11:00 Uhr haben wir Simmern erreicht und machten unsere erste Rast direkt an der Strecke am Schinderhannesturm. Der erste kleine Abschnitt erwies sich als relativ einfach und war auch gut ausgeschildert.
Hier ist der Schinderhannesturm nochmal in seiner vollen Pracht. Eine gute Rastmöglichkeit, da diese direkt an der Strecke Rheinböllen-Trier liegt.
Zwischen Simmern und Kirchberg (unser nächster Anlaufpunkt) wurde die Beschilderung unzureichend, wodurch wir einen falschen Weg einschlugen. Jedoch konnten wir durch unser Kartenmaterial schnell wieder auf den Jakobsweg zurückfinden.
Achtung! Nehmt euch unbedingt Kartenmaterial mit, welches nicht vom Internet abhängig ist. In diesen Gegenden ist Internet leider genau so schwer aufzufinden wie ein Auto auf dieser Landstraße (siehe Bilder)
Kapellen und Kirchen auf unserer Wanderung sind immer ein gutes Zeichen. Diese sind auch hier schon vereinzelt vorhanden. Die Kapelle Agratiaplena ist nur ein Beispiel dafür.
Unsere Wanderung führte uns dann nach Kirchberg im Hunsrück, wo wir bei schönem Wetter unsere zweite Rast einlegten. Hier sind verschiedenste Gastronomien lokalisiert. Vom Eis bis zum ausgiebigen Mittagessen wurde hier alles angeboten. Selbst eine Metzgerei war vertreten, bei der wir uns für unsere Weiterreise versorgen konnten.
Über Wiesen und Felder ging unsere Reise weiter. Solche Passagen sind auf dieser Strecke keine Seltenheit. Man sollte sich also nicht auf Schatten spendende Bäume verlassen. Kopfbedeckung und ein guter Sonnenschutz sind empfehlenswert. Gerade durch den Wind auf den Hunsrückhöhen.
Der Jakobsweg führte uns dann an einem Schild
Feldzug gegen die Alemannen 368 n.Chr.
und wenig später an einem gut erhaltenen Limesturm vorbei. Auch die darauf folgende Landschaft, die etwas monoton war, lies nichts zu wünschen übrig. Man muss aber auch dazu sagen, dass wir sehr viel Glück mit dem Wetter hatten und dadurch die Landschaft sich von ihrer besten Seite präsentierte.
Gegen 18:00 Uhr und circa 33 km sind wir an unserer ersten Unterkunft, der Romantikmühle Heartlandranch in Krummenau, angekommen. Bei einem sehr guten Abendessen konnten wir den Tag nochmals Revue passieren lassen.
Pfandfund: 2,58€
Zweiter Tag
Nach einer ruhigen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück ging es um 8:42 Uhr weiter. Bei schönem aber kühlen Wetter kamen wir in das kleine Dorf Horbruch.
Was sofort auffiel, war ein markantes blaues Haus am Ortsrand. Davon mussten wir selbstverständlich ein Bild machen. Seht Ihr das Haus?
Nach Horbruch ging es für eine ganze Weile quer durch den Wald, wobei die Beschilderung zu wünschen übrig ließ. Später ging es über Feldwege zum Archäologiepark Belgium weiter. Hier hat man eine gute Rastmöglichkeit, die wir leider nicht genutzt haben.
Um 12:06 Uhr kamen wir an die Gedenkstätte von Jakob Maria Mierscheid, die er seiner Frau widmete.
Kurze Zeit später (12:27 Uhr) machten wir Rast an der L157 mit Fleischwurst und Brötchen. Wir ärgerten uns ein wenig, dass wir die Möglichkeit am Archäologiepark nicht genutzt hatten, denn seitdem bot sich keine Gelegenheit in Form von Bänken etc. für eine Rast an.
Nachdem wir die Landstraße verlassen hatten, ging es über Feldwege weiter in den nächsten Laubwald. Kilometerlang kein Ort, kein Mensch…die totale Einsamkeit umgab uns. Dadurch kamen wir dort der Natur auf unserer ganzen Wanderung am nächsten.
Über weitere Felder und Wiesen kamen wir gegen 19:10 Uhr nach 36 km an unserer zweiten Raststätte in Büdlich, der Pension Theisen, an.
Pfandfund: 1,91€
Dritter Tag
Um 8:52 Uhr begannen wir unsere letzte Etappe von etwa 23 km in Büdlich. An der Kirche vorbei ging es über eine Kreisstraße zum eigentlichen Jakobsweg zurück. Diesen mussten wir am Tag zuvor verlassen, da es keine Unterkunft direkt am Weg gab.
Direkt zu Beginn mussten wir über einen schmalen, steilen und stets schwer einsehbaren Weg zu einen Acker gelangen, der uns – wie sollte es auch anders sein – in den Wald führte.
Wenig später überquerten wir die A1, bevor uns eine schlechte Beschilderung und viele Behinderungen ausbremsen sollten.
Im folgenden Abschnitt blieb die Jakobsmuschel unauffindbar und wir orientierten uns ausschließlich an unserem Kartenmaterial und der spärlichen Beschilderung des Ausoniuswegs. Zudem kamen noch umgestürzte Bäume, die uns den direkten Weg versperrten.
Mithilfe des Kartenmaterials blieb uns eine völlige Orientierungslosigkeit erspart, wodurch wir auf den Weg zurückfanden. Dies bestätigte sich wenig später durch eine Jakobsmuschel. Nun nahm die Beschilderung wieder die gewohnte Sorgfalt an.
Wir verließen zunehmend den Wald, kamen an einer schönen Rastmöglichkeit, seltenen Bäumen vorbei und erreichten schließlich Fell.
Über steil ansteigende Serpentinen gelangten wir auf eine Anhöhe und hatten einen guten Blick auf Versorgungsbetriebe Ruwer und eine schöne Autobahnbrücke.
In Ruwer – ein Ortsteil von Trier – angekommen, zeigte der Jakobsweg nun ein anderes Gesicht, da es jetzt bis nach Trier nur noch durch dicht bewohntes Gebiet ging. Das gehört allerdings auch dazu.
In Trier angekommen gönnten wir uns noch ein Belohnungseis und eine kurze Besichtigung der Porta Nigra, bevor es mit dem Zug nach Hause ging.
Pfandfund: 4,48€
Fazit
Zusammengefasst sind wir beide der Meinung, dass die Wanderung sehr schön war, was natürlich auch an dem hervorragenden Wetter lag. Mit kleinen Abstrichen hinsichtlich der Unterkunftssuche und zeitweise mangelhafter Beschilderung ist dieser Zubringer zum Jakobsweg empfehlenswert.