Nachdem der letzte Wandertag eher entspannter Natur war, hatten wir uns für heute einen deutlich anstrengenderen Abschnitt ausgesucht. Geplant waren 32,5 Kilometer von Clairvaux nach Couteron. Wie aber die Überschrift Clairvaux/Ricey-Bas schon verrät, hatten wir uns leider etwas verschätzt, denn auch in den jetzigen Umgebungen waren Unterkünfte weiterhin selten zu finden.

Teilstrecke: Clairvaux/Ricey-Bas:

  • Streckenlänge: ca. 41km
  • Wo?: Region Grand Est
  • Wie lange?: mit Gepäck deutlich über einer Tagestour – für Geübte machbar
  • Schwierigkeitsgrad: sehr anspruchsvoll
  • Unterkünfte: lediglich Aufgrund der Streckenlänge wenige zwischen Clairvaux/Ricey-Bas vorhanden (bsp. Couteron)

Eine lange Reise

Nachdem wir am gestrigen Abend nur wenig gegessen hatten, begannen wir an diesem Tag um kurz nach 9 Uhr unsere Tagestour. Wir kamen direkt am alten Gefängnis von Clairvaux vorbei. Die Mauern führen entlang der Straße und sind erstaunlich niedrig. Das alte Gefängnis ist nicht mehr in Betrieb und laut Einheimischen kann man dieses sogar zu gegebenen Zeiten besuchen.

Um kurz vor 11 Uhr passierten wir das kleine Dorf Champignol-Lenz-Mondeville. Mit knapp 300 Einwohnern ein Abbild der Bevölkerungsdichte in dieser Region. 8,4 Kilometer in den Beinen und das Wetter wurde immer wärmer, pralle Sonne auf der D12 prägten den Morgen.
Im Ort nutzen wir die Gelegenheit und suchten eine Bäckerei auf, in der wir uns etwas kühles zum Trinken besorgten und eine kleine Mahlzeit kauften. Direkt auf dem Weg befindet sich – kurz nach der Bäckerei – ein Brunnen. Aus diesem kann man zwar kein Wasser trinken, man kann ihn aber an solch heißen Tagen dazu verwenden, um den Kopf ein wenig herunter zu kühlen.

Es wird heiß

Um 11:36 Uhr legten wir eine weitere Pause in Saint-Usage ein. Die Sonne brannte sich auf unserer Kopfhaut ein. Erneut versuchten wir die Unterkunft in Couteron zu erreichen, leider ohne Erfolg. Deshalb beschlossen wir auf gut Glück zu wandern. Während wir am Morgen noch optimistisch in den Tag geblickt hatten, trübte allmählich der Gedanke nach einem normalen Wandertag. Mittlerweile hatten die Temperaturen weit über die Vorhersagen hinausgeschlagen und wir wanderten bei 40°C und strahlendem Sonnenschein über Fontette (13:35 Uhr)und die Landstraße D70 zum nächsten Ort Essoyes. Dort hatten wir wenigstens die Möglichkeit etwas kühles zum Trinken zu kaufen. Der Hunger war uns mittlerweile vergangen, lediglich der immense Durst war nicht zu stillen. 4 Kilometer vor Essoyes spendete uns vereinzelt höher wachsendes Gestrüpp etwas Schatten.

Endlich Wasser

Um 15:57 Uhr erreichten wir durstig und ausgetrocknet einen Supermarkt in Essoyes und kauften uns als erstes einen 5 Liter Kanister voll Trinkwasser sowie weitere zuckerhaltige Getränke. Bis auf einen kleinen Rest verschlungen wir alles binnen weniger Minuten. Eine willkommene Erfrischung, die uns ein wenig aufmunterte. Trotz alledem war uns bewusst, dass noch einiges an Weg vor uns liegt. Da wir in Couteron keinen Erfolg mit dem Anrufen in Herbergen hatten, versuchten wir es in Ricey-Bas. Hier bekamen wir eine Zusage, mit dem mulmigen Gefühl, dass bis dort hin noch satte 16 Kilometer vor uns liegen würden. Damit wir keine Zeit verlieren, setzten wir unsere Wanderung zügig fort. Schließlich war es schon 16 Uhr. Die letzten Tropfen aus dem Kanister gossen wir über unsere Köpfe. Die Wirkung von kühlem Wasser an Kopf und Armen ist wirklich enorm und kann an heißen Wandertagen nur empfohlen werden.

Nur Mut, der Schatten naht

Gegen 17:30 Uhr waren wir kurz vor Couteron in einem Waldabschnitt und konnten im schützenden Schatten erstmals andere Eindrücke als die Hitze aufnehmen. Besonders stach uns die Fülle an Insekten in die Augen. Jeder Schritt den man setzte hatte eine Welle an springenden Grashüpfern zur Folge. Schmetterlinge mit überwiegend gleicher Farbgebung begleiteten uns auf dieser Etappe. Untermalt wurde das Zirpen der Grillen und in der Luft liegende Farbenspiel von brummenden Hummeln, die in ihrer Größe einer fliegenden Walnuss glichen.

Müde Krieger – später Abend

Nachdem wir nach einer kurzen Verschnaufpause auf dem Abschnitt Clairvaux/Ricey-Bas fortsetzten, erreichten wir gegen 18:35 Uhr Gyé-sur-Seine und bekamen das erste Mal die Seine zu Gesicht. Dort nutzten wir erneut die Möglichkeit Getränke zu kaufen. Schließlich hatten wir noch 5 Kilometer vor uns. Dankenswerter Weise zogen ein paar Wolken, die sich Nachmittags am Horizont angekündigt hatten, über unseren Köpfen zu. Die anfangs eingehaltenen 5 Kilometer in der Stunde konnten wir nicht mehr leisten. Viel zu viel Kraft hatte uns die Hitze und der lange Weg gekostet, sodass wir im Gänsemarsch um 19 Uhr Gyé-sur-Seine Richtung Ricey-Bas verließen.

Ziel in Sichtweite

Auf einer Anhöhe, weniger als 2 Kilometer vor dem Ziel, hatten wir dann einen ersten Blick auf das Dorf erhaschen können. Endlich erreichten wir um 20 Uhr die Herberge Chez Jo in Ricey-Bas. Die Besitzer waren so nett und hatten auch noch zu später Stunde draußen auf uns gewartet. Trotz des anstrengenden Tags hatten wir kaum Hunger, bekamen jedoch zu unserer Überraschung eine ausgiebige Malzeit mit vielen Leckereien. Dies gleiche eher einer Speiseplatte, die man in einem Restaurant erhält, als einer Herberge. Mit 8 Betten, zwei Duschen, einer Toilette und einer Küche ausgestattet bot die Unterkunft alles, was eine gute Pilgerherberge ausmacht. Leider war der Preis weniger „pilgermäßig“, sondern eher an einem Hotelzimmer mit Frühstück orientiert. Wir waren aber einfach nur noch froh im Bett zu liegen und unsere Körper herunterzufahren.

Streckendetails: Clairvaux/Ricey-Bas

Gesamtstrecke: 41029 m
Maximale Höhe: 327 m
Minimale Höhe: 150 m
Gesamtanstieg: 738 m
Gesamtabstieg: -746 m
Gesamtzeit: 11:05:19