Letzter Tag, es heißt wieder einmal für uns: Abschied nehmen. Unsere jährliche Wanderung neigt sich dem Ende zu. Diesmal aber ist unser letzter Wandertag vollgepackt mit Programm. Denn anders als die letzten Jahre haben wir uns dazu entschieden einen vollen Tag zu wandern und erst am Morgen darauf den Zug zu nehmen.
Teilstrecke: Cluis/Éguzon
- Streckenlänge: 27 km
- Wo?: Südlicher Bereich des Départements Indre
- Wie lange?: normale Tageswanderung
- Schwierigkeitsgrad: deutlich hügeliger als die vergangenen Tage (siehe Höhenprofil unten)
- Unterkünfte: Gargilesse, circa auf halbem Weg
Krönender Abschluss
Um 8:40 Uhr verließen wir schließlich unsere Unterkunft mit bestem Dank an den Latin Mann, der jegliche Bezahlung ablehnte. Auch wenn wir uns aufgrund seiner Tätigkeit als Dozent an einer Universität in Ohio nicht viel unterhalten konnten, teilen wir auch mit dieser Unterkunft besondere Erfahrungen.
Nach 4,6 km kamen wir über die D38 in Hallé an. Interessant auf diesem Abschnitt war das 466 m lange Viadukt, welches wir direkt hinter Cluis überquerten. Ein erstaunlicher Anblick, wenn man bedenkt, dass das Tal gar nicht so klein war. Man beachte, dass es direkt nach dem Viadukt links einen schmalen Pfad vom Weg abgeht.
Nach bereits 8 km erreichten wir Pommiers bei unverändert nebeligen und diesigen Wetter. Mittlerweile hatte sich ein leichter Nieselregen eingestellt. Trotz dessen ließ sich die Strecke sehr gut laufen (D30). Nur äußerst selten begegneten uns Autos auf dem asphaltierten Weg.
Kurz vor Gargilesse begegnete uns ein Radfahrer, der uns anhielt und uns auf unser Vorhaben ansprach. Er erklärte uns, dass links von der Straße ab ein zugewachsener, historischer Zweig des Jakobsweg führe. Normalerweise schneidet er diesen regelmäßig frei, jedoch war er die letzten Wochen im Urlaub, weshalb die Pflanzen ihre Arbeit am Weg taten. Mit Heckenschere ausgerüstet entschied er sich kurzerhand für uns den Weg freizuschneiden. Das ließen wir uns nicht entgehen und freuten uns an diesem letzten Wandertag auf dieses besondere Erlebnis.
Zurück ins Mittelalter – Gargilesse-Dampierre
15 km in den Beinen und wir erreichten Gargilesse-Dampierre. Ein Ort, der förmlich seit dem Mittelalter seinen Scharm behalten hat. Gepflegte Steinmauern, alte Straßen und Holzkonstrukte lassen jeglichen technischen Fortschritt des 21. Jahrhunderts unbeachtet und versetzen einen in der Zeit zurück. Kein Wunder, dass dieser Ort auf der Liste der schönsten Dörfer Frankreich steht. Die Bilder sprechen für sich:
Nach einem kleinen Getränk in Gargilesse-Dampierre und einem kurzen Gespräch mit Einheimischen am Ortsausgang wanderten wir bis nach Cuizon, wo wir nach 21,5 km und einem kurzen, aber steilen Anstieg, ankamen. Kurze Pause und weiter geht‘s! Nur diesmal führte uns der Weg durch dichtestes Gestrüpp, sodass kaum mehr zu erkennen war, ob überhaupt ein Pfad vorhanden ist. Zwischenzeitlich zweifelten wir daran, dass wir weiterhin auf der richtigen Strecke waren. Doch ein Wegweiser verschaffte uns Gewissheit.
Über einige Serpentinenschleifen erreichten wir schließlich Éguzon-Chantôme und freuten uns bereits auf ein Bett – wäre da nicht die Problematik mit der Unterkunft gewesen. Da es in Éguzon-Chantôme gleich mehrere Unterkünfte gibt, wir aber keine erreichen konnten, sind wir ohne Gewissheit zum Ziel gewandert. Sämtliche Unterkünfte waren jedoch leider geschlossen oder ausgebucht. Selbst der Campingplatz ließ uns nicht übernachten, da dies erst ab mehreren Tagen möglich sei. Das war für uns sehr enttäuschend, da wir an einer Pilgerstrecke damit gerechnet hatten, dass sich ein Campingplatz darauf einstellt. Einmal mehr zeigte sich, dass sich gründliche Recherche auszahlen kann. Wir entschieden uns schließlich dazu zurück zu einer Jugendherberge am Ortseingang zu wandern und dort nachzufragen. Glücklicherweise hatte diese noch ein Zimmer für uns frei, welches über Dame sehr günstig war. Einziger Nachteil war, dass diese Unterkunft weder mit Abendessen noch mit Frühstück verbunden war. Mit ein paar Schokoriegeln und Sonnenblumenkerne, die unsere restlichen Vorräte noch hergeben, ließen wir den Abend ausklingen. Am nächsten Morgen hatten wir dann die Möglichkeit beim örtlichen Bäcker ein Frühstück zu kaufen und direkt im Anschluss an den nahe gelegenen Bahnhof zu wandern.
Somit beendeten wir unsere Wanderung in Éguzon-Chantôme. Durch den Bahnhof, welcher etwa 2 km westlich des Ortes liegt, konnten wir am nächsten Tag schnell unsere Heimreise antreten.
Maximale Höhe: 280 m
Minimale Höhe: 49 m
Gesamtanstieg: 580 m
Gesamtabstieg: -593 m
Gesamtzeit: 07:40:19