Zurück auf dem Campingplatz und am Zubereiten unseres spartanischen Abendessen bei einer Dose Sprite für jeden. Die Stärkung bestand aus einem kleinen Stück warmer Fleischwurst und gerösteten Sonnenblumenkernen, oder eher verbrannten. Anders als geplant geriet das Grillen auf einem Mini Holzkohlegrill trotz mehrerer Tests nicht sonderlich gut. Weitere Überraschungen sollte die Nacht für uns bereithalten, denn ein Kuckuck machte sich seinen Namen aller Ehre und raubte uns die nächtliche Stille mit lauten und klaren „Kuckuck“-Geräuschen. Ein Naturspektakel, welches wir in einem solch klaren Ton und Reinheit noch nie zuvor erlebt hatten. Es war brillant. Wenig Essen, wenig Schlaf und 38 Kilometer vor uns auf dem Streckenabschnitt Domremy-la-Pucelle/Joinville, machten uns ein wenig Bange.
Teilstrecke Domremy-la-Pucelle/Joinville
- Streckenlänge: 38km
- Wo?: Von Ost nach West mitten in Frankreich
- Wie lange?: Entwarnung zu lange für einen Tag
- Schwierigkeitsgrad: nur für geübte Wanderer
- Unterkünfte: Wenige, in Joinville mehr
Meistens kommt es anders als man denkt
Gegen 8:30 Uhr verließen wir unausgereift aber frisch geduscht den Campingplatz und begaben uns auf den nächsten Teilabschnitt Domremy-la-Pucelle/Joinville. Gleich zu Beginn mussten wir einen sich über den gesamten Weg erstreckende Wasserlache überqueren. Weil ein lockerer Übergang seitlich an der Pfütze vorbei durch dichtes Gestrüpp versperrt ist, zogen wir unsere Schuhe aus und tappten mit den nackten Sohlen durch das eisige aber genauso kristallklare Wasser. Die Wolken hingen an diesem Tag sehr tief und auch die Wettervorhersage prophezeite nichts Gutes für den heutigen Tag. Einzig die Vorstellung, dass uns dieser Weg ziemlich exakt von Ost nach West führte und somit ein gutes Stück näher an die spanische Grenze, stimmte uns munter.
Über Les Roises verlief der Weg nach Vaudeville-le-Haute, wo wir bei etwas besseren Wetter eine Rast einlegten. Diese ersten 7 Kilometer waren bereits anspruchsvoll. Nur langsam kamen wir auf Touren und die Zweifel wuchsen. Wir erreichten die D138, die wir endlos lange sehen sollten und auch unser vorzeitiges Ende für diese Etappe besiegelte. Die Straße zog sich wie Kaugummi durch Wald und Felder – weit und breit kein Auto und von Ortschaft zu Ortschaft gute 5-7 Kilometer.
Domremy-la-Pucelle/Joinville? Es geht ans Eingemachte!
Auf der D138 erreichten wir Dainville-Bertheléville und machten eine weitere Rast. Das Wetter schlug nun auf dem Weg von Domremy-la-Pucelle/Joinville völlig um. Es wurde kalt, windig und zu guter letzt auch nass. Im fast 8 Kilometer entfernten Chassy-Beaupré sollte, nach nicht einmal der Hälfte der Tagesstrecke, die heutige Wanderung zu Ende sein. Denn plötzlich begann es aus Eimern zu schütten. Der seitliche Wald war zu dünn, um uns Schutz zu bieten. Wir verpackten noch schnell unsere Taschen, zogen die Regenjacken über und setzten unseren Marsch fort. Die Hosen, durchtränkt mit Regenwasser, wurden schwerer und schwerer. Klebend an den Beinen kamen wir nur noch langsam durch den dichten Regen – Sichtweite 1 Meter! Durchgenässt und halb erfroren endete der heutige Spaß in Chassy-Beaupré.
Mit gebrochenem Französisch kontaktierten wir einen Unterkunftsbesitzer in Joinville. Netterweise bot er an, uns abzuholen, sodass wir den restlichen Weg nicht mehr laufen mussten – Rettung in letzter Not, denn so durchgefroren wie wir waren und so nass wie unsere Kleidung war, hätten wir ansonsten die Wanderung abbrechen müssen. Ein Glück, dass wir eine Unterkunft fanden, Zelten wäre definitiv nicht möglich gewesen.
Ende gut, alles gut
Zum zweiten Mal auf unserer Wanderung von Metz nach Bar-sur-Aube wurden wir bei sinnflutartigem Regen ans Tagesziel gefahren. Die Unterkunft entpuppte sich als höherwertiges Hotel. Wir warfen die Heizung im Zimmer an und trockneten unsere Kleidung und Schuhe. Gegen Abend wurden wir vom Hotelbesitzer in die Ortsmitte von Joinville gefahren um dort richtig gut essen zu gehen. Domremy-la-Pucelle/Joinville war eine weitere Erfahrung aber kein Reinfall für unser Vorhaben. Wieder einmal wurden wir belehrt, dass manchmal Unvorhergesehenes geschieht, wo man dann auch bedauerlicherweise einfach nicht seine gesetzten Ziele erreichen kann.