Mit ungutem Gefühl blicken wir an dem heutigen Morgen in den Himmel. Es hat sich Starkregen angekündigt, was sich bereits in der Nacht bestätigte. Rund um uns herum türmten sich dunkle Gewitterwolken auf. Als sich um 9:38 Uhr eine lichte Stelle als Möglichkeit ergab, unsere Wanderung zu beginnen, nutzt mir diese sofort. Bei leichtem Regen starteten wir in die Etappe Saint-Priest-La-Feuille/Châtelus-le-Marcheix.

Teilstrecke: Saint-Priest-La-Feuille/Châtelus-le-Marcheix

  • Streckenlänge: 33,0 km
  • Wo?: im Westen des Départements Creuse
  • Wie lange?: Tageswanderung
  • Schwierigkeitsgrad: durch Distanz anstrengend
  • Unterkünfte: evtl. in Bénévent-l’Abbaye

Ein schmaler Grat

In Châtelus-le-Marcheix hatten wir bereits am Morgen eine Unterkunft mit Abendessen und Frühstück gebucht da mittwochs im Ankunftsort alle Geschäfte geschlossen haben sollen. Um uns herum folgte uns stets schlechtes Wetter. Dabei hatten wir auf den ersten Kilometern das Glück, dass wir mit einer lichten Stelle am Himmel wanderten. Nach noch nicht einmal 5 km in mussten wir uns in letzter Sekunde in einer offenen Garage in La Côte in Sicherheit bringen, so dass wir nicht vom wolkenbruchartigen Regen erwischt wurden.

Nach einer etwa halbstündigen Pause konnten wir bei leichtem Nieselregen unsere Etappe Saint-Priest-La-Feuille/Châtelus-le-Marcheix fortsetzen. Bereits jetzt war uns klar, dass wir uns von Ort zu Ort hangeln und an jeder Zwischenstation die Wettersituation neu einschätzen müssen. Nach etwa 7,3 km erreichen wir um 11:36 Uhr Chamborand. Das Wetter hatte sich an unserem Ort etwas beruhigt, jedoch saßen uns die dunklen Gewitterwolken im Nacken. Entlang eines jungen Maisfeldes, was für diese Jahreszeit ungewöhnlich war, kamen wir in einem guten Tempo voran. In einem sehr kleinen Dorf (Vielleicht 5-7 Häuser) holte uns das Wetter erneut ein. Wir mussten schnell eine Entscheidung treffen, ob wir es noch bis zum nächsten Ort, Bénévent-l‘Abbaye schaffen würden. Glücklicherweise entschieden wir uns dagegen und kehrten am Dorfende um.
Ein junges Paar hatte uns bereits bei der Durchquerung des Dorfes beobachtet und sah, dass wir wieder zurück kamen. Herzlich wurden wir aufgenommen, da es gerade in diesem Moment wieder anfing, stark zu regnen. Bei einem kühlen Getränk und einem netten Gespräch warten wir ab, bis sich das Wetter beruhigte. In der Zwischenzeit hatte sogar nicht weit von uns ein Blitz eingeschlagen, so dass für kurze Zeit die Umgebung stromlos war.

Der Schein trügt

Nachdem sich das Wetter erneut etwas beruhigt hatte und in Teilen blauer Himmel zu sehen war, verabschiedeten wir unsere Gastgeber. Nach 14,2 km erreichten wir um 13:38 Uhr endlich Bénévent-l‘Abbaye, deutlich später als geplant, da uns die andauernden Verzögerungen wertvolle Zeit kosteten. Im Ort angekommen hatten die meisten Geschäfte Mittagspause, allerdings gab es etwas Abseits der Route einen Carrefour, der täglich von 8:00-20:00 Uhr geöffnet haben soll. Selbst Sonntags ist dieser nicht gänzlich geschlossen.
Nachdem wir über die D10 nach Bénévent-l‘Abbaye gekommen waren, setzten wir unseren Weg auf der D5 über das Dorf Mourioux-Vieilleville fort. Etwa 4 km hinter dem Dorf holten uns ein drittes Mal die Gewitterwolken ein. Diesmal befanden wir uns mitten auf einer Landstraße, weit und breit kein Ort in Sicht. Lediglich rechts des Weges waren ein paar Bauernhöfe zu sehen, zu denen wir flüchteten. Von Weitem sahen wir bereits eine Frau, die ihre Geräte vor dem bevorstehenden Regen in Sicherheit brachte. Wir schafften es gerade rechtzeitig an den Zaun einer großen Scheune, allerdings war das Tor fest mit einem Seil verknotet und diente nicht mehr als Durchgang, sondern Barriere. Die Besitzerin erkannte sofort unsere Situation und durchtrennte ohne zu Zögern die Fixierungen, sodass wir uns in ihrer Scheune vor dem Regen in Sicherheit begeben konnten.

Die Zeit drängt

Um kurz nach 17:00 Uhr entschieden wir uns trotz dunklem Himmel und leichtem Regen unsere Etappe Saint-Priest-La-Feuille/Châtelus-le-Marcheix fortzusetzen, da mittlerweile die Zeit etwas drängte. 8 km hatten wir noch vor uns, sodass unsere Ankunft schon jetzt für die Abendstunden bestimmt war.
Nach 29,3 km erreichten wir Tournaud, wenige Kilometer vor unserem Ziel. Trotz wieder stärker werdendem Regen fuhren wir unsere Wanderung fort. Viel hätte uns auf die letzten Meter nicht mehr ausbremsen können. Glücklicherweise hatten wir uns bereits am Morgen entschieden, nicht den historischen, aber schöneren Weg zu wandern, sondern durchweg auf der kaum befahrenen D5 zu bleiben. Denn der historische Weg soll gerade bei schlechtem Wetter aufgrund des matschigen Terrains nicht zu bewandern sein. Trotz der Straße war auch dieser Weg interessant, da man über einen kleinen Pass mit Blick ins Tal nach Châtelus-le-Marcheix herein kam.

Gegen 19:00 Uhr erreichten wir endlich unsere Unterkunft. Bestehend aus 3 Zimmern zu je 2 Betten und eigener Dusche sowie einer gemeinschaftlich nutzbaren Toilette und Küche, bietet die Unterkunft genügend Platz für mehrere Pilger (28 € p.P. zzgl. 12€ für Abendessen und Frühstück, exkl. Getränke, Stand 2022). Bei einem fantastischen Abendessen und ausgiebigen Gespräch mit unserer Gastgeberin ließen wir den Abend Revue passieren.
Einmal mehr wurde uns bewusst, wie wichtig es ist sich auf seine Erfahrung zu verlassen und im richtigen Moment Regenschutz zu suchen. Wären wir zu vorsichtig gewesen, hätten wir womöglich nicht unser Tagesziel erreicht. Ist man jedoch zu gutmütig, ist es meist schon zu spät, um noch einen Unterstand zu finden.

Gesamtstrecke: 33024 m
Maximale Höhe: 542 m
Minimale Höhe: 344 m
Gesamtanstieg: 444 m
Gesamtabstieg: -460 m
Gesamtzeit: 09:09:45